Entspricht ein Glaube der ganzen Wahrheit im Einklang mit unserer Empfindung und Intuition, gibt es keinen Anlass, ihn zu thematisieren. Ein Glaube als Ergebnis unserer rundum sinn- und liebevollen Erfahrung ist Weisheit und beruht auf dem unumstößlichen Gesetz der Schöpfung.

Der Glaube an und für sich gleicht einer wissenschaftlichen Hypothese, welche in den Raum gestellt wird, um das Leben zu studieren, so lange, bis Glaube und Wahrheit eine Stimme bilden, Denken und Fühlen, Wort und Ton eins sind. Dann ist das Denken Fühlen und das Fühlen Denken, das Wort Ton und der Ton Wort. Wir hören und wissen unmittelbar, ohne das Bedürfnis zu verstehen, interpretieren und analysieren.

In unserer medialen Welt wimmelt es von Hypothesen, die für wahr gehalten werden. Menschen klammern sich an diese, pochen auf deren Richtigkeit und Güte, loben und preisen sie in höchsten Tönen, deren Schwingungen alles andere als heilsam und lebensfördernd wirken.

Widmet man sich alleine dem Tonfall unzähliger Reden in Politik und Wirtschaft, Predigten in Kirchen, Schulen, Universitäten und Elternhäusern, wirkt das Spektrum der Klangfarben grau, trist, öde, leblos, „dem Tode nahe“, „zum Gähnen“. Ob Action-Film, Krimi, Oper, Drama oder schrille Musik-Events einer vermeintlichen Avantgarde, die Effekthascherei scheint nur einem Ziel zu dienen: den anderen vom eigenen Glauben bzw. Geschmack zu überzeugen.

Jutta Riedel-Henck, 3. September 2024

 

aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...