„Wer bist du?“, fragte mich gestern ein kleines Mädchen, das mir in Begleitung einer Frau aus der Nachbarschaft beim Spaziergang entgegen kam. „Wer ich bin?“, fragte ich zurück. „Ich bin ich. Und du bist du!“

Im Weitergehen meinte ich, meinen Namen zu hören: Jutta.

Wäre ich Jutta, wer sind dann all die anderen Mädchen und Frauen mit demselben Namen? Oder ist es der gleiche?

Auf der Suche nach Orientierung bezeichnen wir Dinge, Lebewesen, Gefühle, alles, was uns irgendwie in den Sinn kommt und beschäftigt.

Wenn ich am Abend das Licht ausschalte und auf meinem Schwingsessel sitzend meditiere, beobachte ich meine Gedanken, die mal mehr, mal weniger aufdringlich meine sinnliche Wahrnehmung überlagern.

Früher glaubte ich, Meditieren sei ein Zustand totaler Gedankenlosigkeit, so wurde es mir geschildert. Inzwischen weiß ich, dass es der Bewusstwerdung von Gedanken dient. Indem ich sie aufmerksam anschaue, werde ich mir meiner mit ihnen verknüpften Emotionen bewusst, um auch ihnen meine Aufmerksamkeit zu widmen. Im Grunde ist Meditation für mich ein Zur-Ruhe-Kommen, Mit-mir-ganz-alleine-Sein, ein inneres Gespräch, während dem ich mir gewahr werde, dass jegliches Unwohlsein die Folge mangelnder Aufmerksamkeit ist.

Wenn ich mich definiere als all das, was ich wahrnehme, schenke ich diesem Allem meine volle Aufmerksamkeit, ohne es von mir zu schieben wie einen „schwarzen Peter“. Was ich höre, ge-hört zu mir, ist von mir erhört.

Jutta Riedel-Henck, 26. August 2024

 

 

aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...