„Vielen Dank für die Mühe“ ist ein freundlich gemeinter Ausdruck der Wertschätzung, der mich unbehaglich fühlen lässt, wenn ich etwas tat, das mir leicht von Hand und Herz ging und mir alles andere als mühevoll erschien. Anstrengend und belastend wäre gewesen, es NICHT zu tun.

Jeder von uns kennt die eigenen Talente und Wünsche, aber viele, wenn nicht die meisten, pflegen sie wie ein Geheimnis in der Wunderlampe in Erwartung eines zauberhaften Zufalls, statt sich selbst zu entdecken.

Ich bin bekennende Autodidaktin. Alles, was ich liebe und meinem Empfinden nach am besten kann, habe ich mir selbst beigebracht – im wahrsten Sinne des Wortes. Und wenn mir jemand sagt, er hätte dies oder das von mir gelernt, antworte ich: Nein. Es kommt von dir selbst. Du hast das ganz alleine dir selbst zu verdanken!

Ein guter Lehrer bietet an, was er selbst liebt. Er macht sich nicht zum ausführenden Instrument oder Werkzeug von den Plänen und damit (heimlichen?) Wünschen anderer. Er muss nicht viel wissen und schon gar nicht alles, sondern nur das, was er ohnehin weiß. Er ist ehrlich und sagt „Weiß ich nicht“, wenn es der Wahrheit entspricht. Er weiß, dass und was er nicht weiß, ohne sich zu schämen. Er bietet sich in seinem So-Sein und Wirken als Resonanzkörper an und freut sich am gemeinsamen Schwingen und (in meinem Fall) Singen.

Jutta Riedel-Henck, 25. August 2024

 

 

aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...