Während ich in der Küche Essen zubereite oder Geschirr spüle, höre ich gerne Radio. In den letzten Wochen kam es häufig vor, dass ich zum Gerät stürmte, um es auszuschalten, so unerträglich empfand ich manche Kommentatoren, deren Stimmen klangen, als vollführten sie auf offener Bühne einen Sexualakt und stünden kurz vor einem Orgasmus. Die olympischen Wettkämpfe in Paris sind nun beendet. Von Spielen mag ich hier nicht reden.
Als ich vor Tagen im Garten saß, hörte ich aus der Nachbarschaft Kinder kreischen. In regelmäßigen kurzen Abständen. Es klang wie das Schreien von Gejagten auf der Flucht vor einem Raubtier oder Hurrikan.
Spiel und Spaß – was ist das?
Ich hatte schon als Kind keine Freude am wilden Toben im Schwimmbad, dem gegenseitigen Nassspritzen und Unterwassertauchen bzw. -drücken. War ich deshalb eine Spielverderberin?
Das vermeintliche Spiel entpuppt sich als Ernst, sobald die ersten Tränen fließen. „War doch nur Spaß“, heißt es dann. „Stell dich nicht so an!“
Heute weiß ich, dass ich die wahren Emotionen meiner Mitmenschen spüre, um zu erkennen, wann ein Lachen Angst maskiert.
Wahres Spiel in Freude und Harmonie fühlt sich anders an. Gelassen, getragen von einem tiefen Wissen um Geborgenheit, liebevollem Schwingen, frei von fremdbestimmter Getriebenheit.
Die Liebe strebt nicht nach Höhepunkten. Sie lässt uns tanzen wie vom Wind bewegtes Wasser, als Wolken treiben, aufgewirbelte Tropfen fliegen und im sicheren Hafen des ewigen Meeres landen.
Jutta Riedel-Henck, 12. August 2024
aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...