»Das Wort „lernen“, von althochdeutsch „lernen“, „lernon“, ursprünglich „einer Spur nachgehen, nachspüren, schnüffeln“, hat im Gotischen die Bedeutung lais „ich weiß“ bzw. genauer „ich habe nachgespürt“, auch als laists für „leisten“. Die indogermanische Wurzel *lais- bedeutet „Spur, Bahn, Furche“.«
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lernen (abgerufen am 22.8.2024)

Wo das Lernen verlernt wurde durch Ge- und Verbote, hat sich eine Pädagogik etabliert, welche die Bereitschaft der Lehrenden zum Machtmissbrauch voraussetzt. Spuren werden künstlich gelegt, nach (Lehr-) Plan, mit dem Ziel, die folgsamen Spürhunde zu belohnen und Ausreißer wegzusortieren.

Institutionen wie Schule und Universität dienen weniger dem Lernen und Forschen von Natur aus neugieriger Lebewesen als der kontrollierten Konditionierung auf das Wiederfinden von Bekanntem und dessen penetrante Bestätigung.

Der Lehrer bestimmt, wie sein Schüler ein Gedicht zu interpretieren hat, und erteilt ihm dafür eine Zensur zwischen „sehr gut“ und „ungenügend“. Ihm unbekannte Perspektiven und Lesarten gelten als mangelhaft. Spontane Eingebungen, Inspirationen, die durch keine nachweisbare Route der Analyse erlangt wurden, gelten als unwissenschaftlich. Das lebhafte Improvisationstalent unverdorbener Kinder stört den Unterricht.

Als musikalisch gilt, wer ein Instrument beherrscht, Noten getreu den Vorgaben zum Klingen bringt und virtuos wie ein Sportler über Saiten oder Tasten flitzt, um sein Publikum staunen und klatschen zu lassen.

Aus freiem Herzen zu singen, bleibt den Vögeln vorbehalten, der professionelle Gesang gefeierter Stars verschlägt dem "Unmusikalischen" die Sprache.

Jutta Riedel-Henck, 22. August 2024

 

 

aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...