Ob im Schriftverkehr mit Behörden, Ämtern, Juristen oder in den Kommentarboxen sozialer Medien: Überall wimmelt es von Textbausteinen und kopierten Wortfolgen, die undurchschaubar wie Mauern zwischen den interagierenden Menschen stehen und einen lebendigen Austausch blockieren.

Im alltäglichen Leben wird der Blickkontakt gescheut, man schaut aus Verlegenheit auf sein Smartphone oder die Speisekarte, greift zu Zigarette oder Getränkeglas, um ein Zusammentreffen der Blicke durch das Fenster der Seele zu meiden.

Statt das eigene Bedürfnis des Unbeobachtetseins zu artikulieren, werden Ausreden erfunden in dem Glauben, den neugierigen Blicken aufdringlicher Mitmenschen oder gar Stalker nur durch Lügen und taktische Ausweichmanöver entfliehen zu können.

Ein unsagbarer Aufwand wird betrieben, um sich von Gedanken zu lösen, die einer reinen Seelenbegegnung im Weg stehen.

Meist genügt ein Moment der bewussten Einkehr und Rückbesinnung auf den Fluss des inneren Seins, um die Außenwelt sich selbst zu überlassen und den als unangenehm empfundenen Kontakt zu vergessen. Mit einfachen Übungen in allen Lebenslagen erübrigen sich lügenhaftes Verhalten und daraus resultierende Endlosdiskussionen, kraftraubende Debatten und nervenaufreibende Gerichtsverfahren.

Jutta Riedel-Henck, 23. August 2024

 

 

aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...