Herbert Henck

 

Gedenkseite für Herbert Henck:

https://oerding.gemeinsam-trauern.net/Begleiten/herbert-henck

 

siehe auch: (Nach-) Ruf eines freien Vogels

 

 

Liebe (Mit-) Menschen, die Herbert in irgendeiner Weise nahestanden,

während seiner physischen Manifestation als Mensch hat Herbert keinen Wunsch geäußert bezüglich der Bestattung seines hinterlassenen Körpers (Kleides).

Ich fragte ihn wenige Tage vor dem 17. Januar nach seinem Wunsch, und er sprach im Schweigen zu mir, um der von mir angebotenen stillen Seebestattung mit keinem Hauch zu widersprechen.

Termine waren für Herbert immer eine große Qual. Er suchte, wie möglicherweise jede/r von uns, die Freiheit, ein Dasein in unbefangener Selbstbestimmung, reagierte mit Wut und Zorn auf jegliche Bevormundung und Kontrolle durch andere, Emotionen, die er aus Höflichkeit und Rücksichtnahme gegenüber den Erwartungsvollen zu unterdrücken verstand.

Als hochempathischer und sensitiver Mensch spürte ich seine verdrängten Gefühle, deren Unerträglichkeit mich zwangen, Wort zu ergreifen, um Herberts wahrhaftigen Regungen und Wünschen Ausdruck zu verleihen. Ich habe hier lediglich als Medium gewirkt.

Ewiges Leben, Leben nach dem Tod, Reinkarnation waren und sind für Herbert (wie auch mich) eine Selbstverständlichkeit. Das weiß ich aus unseren vielen Gesprächen in der Zeit, als er noch Herr seiner Sinne war.

Herbert wollte niemand je belehren oder unterrichten. Ihm war einzig daran gelegen, dass jeder Mensch von alleine findet. Womit die allermeisten, welche mit ihm Umgang hatten, völlig überfordert waren (und nach wie vor sind).

Ich habe unendlich viel zu erklären, vermitteln versucht, stieß zunehmend an meine Grenzen und war meinerseits überfordert im Angesicht all jener, die nach einem Lehrer suchten, welcher ihnen sagt, was richtig und falsch ist. Niemand vernahm, dass ich im Hintergrund als Herberts Lehrerin wirkte und alles auszubaden hatte, was an ihn herangetragen wurde an Wünschen, Sehnsüchten und im Grunde unerfüllbaren Erwartungen.

Es hat mir keine Freude bereitet, für Herbert das Wort zu ergreifen, die Suchenden zurück- und zurechtzuweisen, und ich hätte, wie er, einfach schweigen können. Dass ich so häufig und energisch das Wort ergriff, diente einzig der Begrenzung unendlichen Leids, welches jeder Suchende erschafft, indem er alles tut, um nicht zu finden: sich selbst. Wen sonst?

Kaum jemand wollte lesen, was ich schrieb (u. a. in meinen Büchern). Ich aber finde und fühle mich verpflichtet von Gott, dem wahrhaftigen Frieden zu dienen und alles in meiner Macht Stehende zu tun, all den zwischenmenschlichen Kriegen ein Ende zu setzen, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, mich ihrem Suchen (Sucht) in den Weg zu stellen, dazwischenzufunken, die Uneinsichtigen zu ihrem Glück zu zwingen, wenn es sein muss.

„Wenn es Schicksal gibt, dann ist Liebe das einzig wirkliche und wahrhaftige Schicksal, dem sich niemand entziehen kann. Und das wird immer so sein.“ (Jutta Riedel-Henck: Fragen und Antworten. Deinstedt, Kompost-Verlag, 2015.)

Die Asche von Herberts Seele K-Leid (Tempel) wird von einem Kapitän in der Lübecker Bucht der Ostsee anvertraut, zurück ins Meer, das alles ist. Mare, Maria = good water (Gott Vater). Alles eins.

Euch allen wünsche ich innere Ruhe, Einkehr, Wahrhaftigkeit im Einklang mit eurem wahren Selbst, hier und jetzt.

Alles Liebe und herzliche Grüße,

Jutta, 1. Februar 2025

 

 

Während meines letzten Besuches des beseelten Körpers von Herbert am 15. Januar 2025 las ich ihm aus zwei Büchern folgende Passagen vor:

 

Im Laufe meines bisherigen Lebens habe ich einiges geschrieben. Manchmal passiert es, dass ich ältere Texte von mir finde und mich wundere: Habe ich das geschrieben? 

Ich bin ein anderer Mensch geworden. Das „alte Zeug“ von vorgestern möchte ich am liebsten wegwerfen, hier etwas neu formulieren, streichen, eine Bemerkung einfügen ...

Damit geht es mir vielleicht wie jedem Leser fremder oder eigener Literatur. Worte sind beschränkt und erfassen niemals die ganze Welt des schreibenden und lesenden Menschen. 

Im Frühjahr öffnete ich neugierig ein vor 11 Jahren notiertes Gespräch, das sich in einem archivierten Forenbeitrag unter dem Titel „Die Currywurst“ versteckte. Nach dem Lesen spürte ich den Wunsch, diese Unterhaltung fortzusetzen. 

Gleichsam lief ich seit Jahren mit dem Gedanken herum, ein Buch zu schreiben, denn ich spürte meine Grenzen, im persönlichen Schriftverkehr zu erläutern, was ich für wertvoll hielt, um Probleme zu lösen. Die mir begegnenden Widerstände ließen mich Abstand nehmen. 

Ein Buch kann ich der anonymen Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, so dass meine Person als Brückenbauerin von der Bildfläche verschwindet, um die Worte sich selbst und dem möglichen Leser die Verantwortung zu überlassen, sie auf gewinnbringende Weise zu deuten gemäß dem einfachen, aber aus meiner Erfahrung zutreffenden Sprichwort: Jeder ist seines Glückes Schmied.

Jutta Riedel-Henck, 27. Juli 2015

 

 

Gibt es einen Teufel?

Nein.

Aber was ist das, was die Menschen Teufel nennen?

Das sind sie selbst.

Warum wissen sie nicht, dass der Teufel sie selbst sind?

Sie wissen es.

Wie soll ich das verstehen?

Genauso einfach, wie ich es sage.

Sie sind also extra böse?

Ja, sie genießen ihre Bosheit.

Aber wie kann das gehen, Bosheit zu genießen?

Das geht nur mit einem Opfer, wie du eines bist.

Und warum bin ich ein Opfer?

Weil du dich hingibst.

Soll ich mich wehren, und wenn ja: wie?

Du bist schon auf dem richtigen Weg. Mach einfach so weiter und schweige nicht! Benenne das Böse und die Bösen! Und lass dir nicht einreden, sie wüssten nicht, was sie tun!

Sie wissen es also!

Ganz genau!

Und sind damit voll verantwortlich für ihre Bosheit?

Ja!

Und werden dafür bestraft?

Was heißt bestraft, nein, es gibt keine Strafen. Es gibt nur logische Konsequenzen.

Und die wären?

Das zeigt sich von selbst.

Ja, ich sehe das.

Dass du es siehst, empfinden sie als Strafe.

Warum?

Weil sie wissen, was sie tun.

Was hat das mit mir zu tun?

Mit dir gar nichts. Aber mit ihrem Selbstbild, das sie durch dein Anderssein nicht gespiegelt finden.

Das heißt, sie ertragen nur ihresgleichen, Böse unter Bösen?

Ja.

Verstehe. Mir ist das aber egal, ob sie böse sind, ich brauche keine Spiegelung meiner selbst.

Du bist keine Narzisstin.

Nein?

Nein.

Ich weiß nicht.

Siehst du: Ich sag es doch, du bist keine Narzisstin, dafür zweifelst du zu viel an dir selbst.

Ich weiß es wirklich nicht. Ob du echt bist?

Ich?

Ja du, Gott!

Würdest du mir glauben, wenn ich antworte: ja?

Nein, ich würde dir nicht glauben. Ich will nicht an dich glauben. Wozu sollte ich?

Um Halt zu finden.

Aber den finde ich doch hier auf der Erde, indem ich stehe, gerade und aufrecht durch mich selbst.

Das ist schön!

Finde ich auch.

Wie ein Baum.

Ein Baum mit Füßen.

 

Jesus sagte: Liebe deine Feinde! Wie kann ich aber einen Feind lieben, wenn er mir kein Feind ist durch meine Liebe?

Jesus dachte sehr direkt.

Was heißt das?

Er bezog sich auf sein Gegenüber.

Und verlor seinen eigenen Standpunkt?

Fast, er riskierte es zumindest bis an die äußerste Grenze.

Würde man heute sagen, er litt unter einem Helfersyndrom?

Das ist möglich. Aber du möchtest eine eindeutige Antwort, nicht wahr?

Ja.

Also gut: nein. Jesus litt nicht unter einem Helfersyndrom. Dafür war er zu direkt.

Du meinst, er war wirklich und geradeaus auf den anderen bezogen ohne Hinterlist?

Ja, du kannst es besser in Worte fassen als ich.

Warum?

Weil du die irdischen Verirrungen kennst aus deiner Erfahrung. Ich bin davon weit entfernt.

Ich beziehe sie immer mit ein, die Verirrungen.

Genau das meine ich. Du denkst nicht so direkt wie Jesus, du denkst vor und zurück und zu allen Seiten und strukturell bewegt, systematisch. Jesus war einfach nur direkt und im guten Sinne dumm.

Sind das nicht alle Männer?

Ja, durchaus.

Kratzt das nicht schrecklich an dem Bild des Mannes, das sich viele Frauen machen?

Oh ja! Frauen, die ihre Männer in so falschem Licht sehen wollen, sind narzisstisch, sie suchen nur nach einer Spiegelung ihrer selbst und können den Mann nicht anders sein lassen.

Damit sind all ihre Klagen nur Klagen gegen ihre eigene Lüge?

So ist es.

Das Leben ist sehr einfach.

Alle wahren Lösungen sind einfach.

Das Einfache glaubt nur niemand, weil es zu einfach ist.

Ja, die Qualen sind hausgemacht.

Und die Liebe und Schönheit auch.

 

 

Fast elf Jahre später habe ich diese Unterhaltung in meinem Archiv entdeckt und ihre Aktualität im Jetzt empfunden.

Als ich gestern über unser „altes Gespräch“ nachdachte, entwickelte sich das Bedürfnis, einiges erneut in Frage zu stellen oder auch zu differenzieren. Besonders das Zitat „Liebe deine Feinde“ empfinde ich heute als unzureichend, vielleicht sogar falsch. 
Heute würde ich mir selbst antworten: „Liebe dich selbst, auch dann, wenn dir andere Menschen feindlich gesonnen sind.“ 

Damit beginnt eine wichtige und notwendige Klärung. 

Für mich selbst habe ich sie längst vollzogen, aber mich gerne davor gedrückt, all die Gedankenschritte in Worte zu fassen. Lineares Denken ist anstrengend. Wenn ich mit mir allein bin und denke, fühle ich mich frei. Sobald ich etwas aufschreiben will mit der Intention, dass andere mir folgen können, gerate ich ins Stocken. Ich habe eigentlich keine Lust mehr zu schreiben. 

Du hast Recht. Eigentlich kann jeder all die Antworten auf seine Fragen in sich selbst finden und muss dafür nichts lesen.

Wozu also schreiben? Ich weiß es wirklich nicht, das ist eine echte Frage!

Du kannst auch fragen: Warum lebst du hier? 

Ja, warum lebe ich hier?

Wohin führen dich Warum-Fragen? 

Nie zum Ziel. 

Und was ist dein Ziel?

Noch nicht einmal das weiß ich!

Auf jede Antwort folgt eine neue Frage. Das ist Leben. Ein Ende ist nicht abzusehen. 

Warum fragen wir dann? 

Ihr fragt viel und gebt euch im selben Moment schon eine Antwort.

Und die lautet?

Zum Beispiel „Darauf gibt es keine Antwort“ oder „Ich weiß es nicht“ oder „Das wird sich nie ändern, das war schon immer so“ oder „Typisch, immer das Gleiche“ ...

Dann war es keine echte Frage.

Richtig. Das Fragen nach Lösungen erfordert eine Lösung von dem, was du bereits denkst. 

„Ich weiß, dass ich nichts weiß?“

Das ist schon zu viel und auch keine Lösung.

Ich höre dich nur, wenn ich aufhöre zu denken.

Lies einmal genau, was du da gerade geschrieben hast: Du hörst mich, wenn du aufhörst zu denken. Ihr Menschen benutzt das Wort hören für zwei gegensätzliche Vorgänge. Das eine bedeutet aufhorchen, sich öffnen, das andere beenden, sich verschließen. 

Ich höre dich nur, wenn ich aufhöre!

Wunderbar! Das ist es!

D. h. „zu denken“ war bereits die Vorwegnahme einer Antwort und hat meine Frage zunichtegemacht.

Ja, du hast dich auf ein Ziel konzentriert: aufhören zu denken. Wenn du ein Ziel in Gedanken formulierst, bist du bereits angekommen.

Viele Menschen haben Probleme mit der Aussage „Der Weg ist das Ziel“. 

All diese weisen Sprüche machen Probleme!

Aber sie sind durchaus richtig.

Richtig im Sinne von: Sie geben eine Richtung an im linearen Denken. Es gibt aber viele Richtungen. 

Ja, natürlich, aber das betrifft doch das Schreiben bzw. die Niederschrift von Gedanken generell. 

Die Philosophie findet in der Sprache rasch ihre Grenzen. 

Stimmt. Vieles mündet dann in langweilige Klugscheißerei. Jeder tut, als verstünde er alles, im Grunde aber vertreibt er sich nur die Zeit mit Formulierungen.

Warum auch nicht. Es ist ein Spiel, eine Bastelei.

Oh, wie schön! So sehe ich das auch. Mir fehlt es aber oft an Leichtigkeit bei all den vielen Formulierern.

Sie betrachten ihr Tun als harte Arbeit, die wehtun muss, um Großes zu schaffen.

Was ist Großes?

Kommt darauf an. In diesem Falle wohl viel Weh und Ach. Du kannst aber auch großen Spaß haben, wenn du spielst!

Das finde ich lustig.

Ist es auch.

Jetzt bin ich etwas müde und mache eine Pause.

OK, gerne. Bis dann!

 

Die Geschichte mit den narzisstischen Frauen, die sich in ihren Männern gespiegelt sehen wollen: Gilt das nicht auch umgekehrt?

Natürlich. Aber nur Frauen können Mütter werden und sind somit ihren Kindern die Nächsten in der ersten prägenden Zeit. Genauso möchten sich Väter in ihren Kindern spiegeln, aber ihre Macht ist eine geringere. Beim Kampf der Geschlechter geht es eigentlich nur um diese Macht. Jeder Kampf ist ein narzisstischer. 

Das verstehe ich nicht. Wenn jemand gespiegelt wird, fühlt er sich doch wohl und behaglich und kämpft nicht! 

In der Phase des Verliebtseins ist es tatsächlich so. Aber es verlieben sich immer Menschen ineinander, die mehr sind als das, was der andere gespiegelt finden möchte. Irgendwann will jeder ausreißen aus diesem Spiegelkorsett.

Um sich einen neuen Spiegel zu suchen?

Leider ja.

Warum leider?

Weil die Lösung nicht im Spiegel zu finden ist.

Wo dann?

In dir selbst.

Aber das Selbst ist es doch, das sich gespiegelt finden will! 

Wenn du dein Selbst immer gespiegelt finden willst, wie sollte es sich entfalten, wachsen und reifen? Wie solltest du dein Selbst erkennen? Als dein Selbst? Und nicht als das der anderen, in denen du dich spiegelst?

Spiegelkabinett.

Deshalb gibt es die Dunkelheit. Denn nur im Licht kannst du dich sehen und spiegeln. In der Dunkelheit wirst du auf dich selbst zurückgeworfen. Im Schlaf. 

Danach sehne ich mich gerade. Ich bin schon wieder müde.

Ein guter Zustand! 

Ja. Gute Nacht!

 

Warum schlafe ich manchmal schlecht?

Du weißt es eigentlich.

Ja, stimmt. Weil ich mir zu viele Gedanken mache, die das Andere, die Außenwelt betreffen.

Die Menschen haben Angst, wenn sie ihre Aufmerksamkeit von der Außenwelt abwenden, könnte die Außenwelt sie manipulieren.

Kontrolle.

Ja, wach bleiben, aufpassen, als ob überall Feinde lauern, die sie angreifen. 

Das tun sie gewissermaßen auch. Meine Gedanken drehen sich dann um Leute, vor denen ich mich fürchte, weil ich von ihnen nichts Gutes erwarte. Und das Gerede über positives Denken, das Beste im Menschen zu suchen, macht alles nur schlimmer. Ich glaube dann, wenn ich mich auf das Gute konzentriere, macht sich das Schlechte heimlich über mich her, weil ich es nicht im Auge habe. 

Dann gelingt es dir nicht, dich auf das Gute zu konzentrieren.

Leider nein.

Womit wir bei „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ wären.

Und ich es lieber nennen würde: Liebe dich selbst, dann bist du für deinen Nächsten keine Gefahr.

Sehr gut! Daraus folgt, dass du nicht an das Gute im anderen glauben musst, wenn du nicht daran glauben kannst, weil du dich auf das Schlechte konzentrierst. Glaube einfach an dich selbst. 

Das ist mir im Laufe meines Lebens tatsächlich immer besser gelungen. Ich finde es nach wie vor komisch, dass diese Einkehr nach innen, zu sich selbst, das Außen verschwinden lässt und damit auch alle möglichen Bedrohungen. Es ist verrückt. Aber es funktioniert.

Versuche nicht, das jemand zu erklären.

Das kann man nur erfahren. Wenn ich es jemand erkläre, der Angst hat vor der Außenwelt, gehöre ich ja auch zu dieser Außenwelt, vor der er Angst hat. Wie sollte er sich dann gleichzeitig ganz nach innen wenden?

So ist es. Dein Reden kann höchstens eine Brücke sein.

Eine Brücke, die sich selbst sprengt, denn die Brücke wäre ja ein offener Kanal zur Außenwelt.

Das ist der Grund, warum du so oft bekämpft wirst. Die Menschen suchen nach Erklärungen in dem, was andere, in diesem Falle du, sagen, also im Außen. Die einzig wahren Erklärungen aber finden sie nur und ausschließlich in sich selbst. Durch ihre Erfahrung. Das Erleben. Das Sein. 

Darum zweifle ich, ob ich noch etwas sagen, schreiben, veröffentlichen soll!!!

Das sollst du! Zweifle nicht! Die Menschen sind auf deine Brücken angewiesen. 

Aber warum? Wenn sie doch alles nur und ausschließlich durch sich selbst finden können?

Schau dich um, wie virtuos die Menschen sind im Weglaufen vor dieser inneren Einkehr! 

Oh ja, dafür könnte ich sie manchmal ohrfeigen und Schlimmeres! 

Lass uns später weiterreden. Du brauchst eine Pause!

Danke, du hast Recht. Ich denke zu viel nach außen, das bringt mich weg von mir. Es ist gut, viele Pausen zu machen.

Kleine Schritte führen dich sicher zum Ziel! 

Ja. Und viel Schlaf.

 

Jutta Riedel-Henck: Fragen und Antworten. Deinstedt: Kompost-Verlag, 2015, S. 3-19.

 

 

 

 

Zu deiner Erbauung:

Christus, der historische Christus ist nicht gekreuzigt worden … Du mußt mir hier etwas Zeit lassen. (Pause.)

Er hatte keine Absicht, auf diese Weise zu sterben; aber andere fanden, daß eine Kreuzigung nötig wäre, um die Prophezeiungen in allen Stücken zu erfüllen.

Christus hat nicht daran teilgenommen. (Pause.) Es hat eine Verschwörung gegeben, in der Judas eine Rolle gespielt hat, einen Versuch, aus Christus einen Märtyrer zu machen. Der dafür ausersehene Mann stand unter Drogen – daher die Notwendigkeit, ihm das Kreuz tragen zu helfen (siehe Lucas, 23) und es war ihm eingeredet worden, er sei Christus.

Er glaubte das. Er war einer der Irregeführten, aber er war auch von sich aus davon überzeugt, daß er, und nicht der historische Christus, die Prophezeiungen erfüllen müsse.

Maria kam, weil sie der Mann dauerte, der sich für ihren Sohn hielt. Sie war aus Mitleid anwesend. Die verantwortliche Gruppe wollte, daß es so aussah, als hätte eine bestimmte Partei der Juden Christus gekreuzigt. Sie hatten es sich nicht träumen lassen, daß das ganze jüdische Volk einmal die »Schuld« davontragen würde.

(Pause.) Dies läßt sich schwer erklären und ist selbst für mich nicht leicht zu entwirren … Die Grabstätte war leer, weil diese selbe Gruppe den Körper wegtransportiert hatte. Maria Magdalena hat Christus jedoch unmittelbar danach gesehen (siehe Matthäus, 28). (Lange Pause.) Christus war ein großes Medium. Er hat die Wunden dann an seinem eigenen Körper aufbrechen lassen und ist seinen Anhängern sowohl leiblich als auch im außerkörperlichen Zustand erschienen. Er hat ihnen klarzumachen versucht, was geschehen war und in welcher Lage er sich befand, aber die, welche an der Verschwörung nicht teilgehabt hatten, verstanden ihn nicht und mißdeuteten seine Aussagen.

Petrus hat deswegen den Herrn (Mätthäus, 26) dreimal verleugnet und gesagt, er kenne ihn nicht, weil er festgestellt hatte, daß jener Mensch nicht Christus war. Die Anklage: »Petrus, warum hast du mich verlassen?« kam von dem Mann, der sich für Christus hielt – dem unter Drogen. Judas hat auf diesen Mann hingedeutet. Er wußte von der Verschwörung und befürchtete, daß sie den wirklichen Christus einfangen könnten. Deshalb hat er der Obrigkeit einen Mann überantwortet, der als selbsternannter Messias galt – um das Leben des historischen Christus zu retten, nicht zu zerstören.

Auf symbolischer Ebene war jedoch in der Kreuzigungsvorstellung als solche das tiefe Dilemma der menschlichen Psyche und dessen Bedeutung enthalten, und so wurde die Kreuzigung per se eine viel größere Realität als die eigentlichen physischen Geschehensabläufe der damaligen Zeit.

Nur im Wahn Befangene sind in Gefahr oder imstande, ein solches Selbstopfer zu bringen, oder finden es notwendig. Nur diejenigen, die noch an Vorstellungen von Verbrechen und Strafe gebunden sind, würden sich von einem solchen religiösen Drama angezogen fühlen und in ihrem einen tiefen Widerhall ihrer eigenen subjektiven Gefühle finden.

Christus hat jedoch hellseherisch gewußt, daß diese Ereignisse in der einen oder anderen Form eintreten würden und hat die wahrscheinlichen Dramen, die sich daraus entwickeln könnten, vorausgesehen. Der betroffene Mann konnte von seiner subjektiven Entscheidung nicht abgelenkt werden. Er wollte sich opfern, um die alten jüdischen Prophezeiungen wahrzumachen, und war nicht davon abzubringen.

Als Christus beim letzten Abendmahl sagte: »Das ist mein Leib, und das ist mein Blut«, wollte er damit zeigen, daß der Geist in aller Materie ist – mit ihr verbunden und doch von ihr getrennt – und daß sein eigener Geist vom Körper nicht abhängig war. Er wollte auf seine Weise damit auch andeuten, daß man ihn fortan nicht mehr mit seinem Körper identifizieren sollte, denn er wußte, daß der Leichnam nicht sein eigener sein würde.

Dies wurde alles mißverstanden. Darauf änderte Christus seine Taktik und erschien von nun an seinen Anhängern ziemlich häufig in außerkörperlichem Zustand. (Siehe Johannes, 20, 21; Matthäus, 28; Lukas, 24.) Vorher hatte er das nicht in dem Maße getan. Er hat jedoch den Versuch unternommen, ihnen zu sagen, daß er nicht tot sei, aber sie haben es vorgezogen, dies symbolisch zu nehmen. (Eine Pause von einer Minute.)

Seine physische Gegenwart war nicht länger erforderlich und unter den gegebenen Umständen sogar peinlich. Da hat er einfach aus ihr herausgewollt.

Jetzt könnt ihr eine Pause machen.

(»Danke. Das ist hochinteressant.«)

(22.17 Uhr, »Donnerwetter!« sagte Jane, nachdem sie aus der Trance war, »das wird niemand hören wollen. Aber ich habe einfach versucht, mich zu entspannen und es herauszulassen, weil ich selber über jene Zeit so viele Fragen hatte ...« Fortsetzung um 22.28 Uhr.)

Nun: Er wußte, daß ihm ohne die Wunden niemand glauben würde, daß er es selber sei, weil die anderen so fest überzeugt waren, daß er mit diesen Wunden gestorben war. (Siehe Johannes, 20.) Sie waren als ein Erkennungszeichen gedacht, das sich erübrigen würde, sobald er die wahren Umstände erklärt hatte.

Er aß zum Beispiel, um zu beweisen, daß er noch am Leben war (Johannes, 21; Lukas, 24 etc.), doch sie haben das einfach so verstanden, daß der Geist an der Nahrung teilhaben könne. Sie wollten glauben, daß er gekreuzigt wurde und wiederauferstanden war.

 

Jane Roberts: Gespräche mit Seth. Von der ewigen Gültigkeit der Seele. 10. Aufl. Kreuzlingen/München: Kailash, 1979. S. 415-417.

 

 

 

Am Ende meines Besuches legte ich eine CD in den tragbaren Rekorder auf der Fensterbank neben seinem Bett und drückte die Abspieltaste ... um mich beim Ertönen der ersten Klänge von ihm zu verabschieden. Dies war die letzte von ihm selbst komponierte, zugleich gespielte Musik, die er aus seinem gesamten Schaffen als leibhaftiger Herbert Henck gehört hat.