Mit jedem Kompromiss geht ein Stück von dir selbst verlorn,

bis du dein Ich vergisst, wie es war, als du einst geborn.

Da warst du dir gewiss um dein Sein aus unberechenbarer Intention,

ungeachtet manipulativer Motivation.

Keine Filter schluckten Klänge deiner Intuition,

unterlagen nicht den Schlägen suggestiver Aggression,

aus dem Herzen deiner Quelle floss der reine Ton.

Ohne Argwohn schenktest du dich dieser Welt,

in der es an Vertrauen, Mut und Offenheit fehlt,

die Lüge unvergleichlich mehr als Ehrlichkeit zählt,

der Mensch Gefangenschaft aus Bequemlichkeit wählt,

statt frei aus sich heraus sein wahres Kind zu stehn,

mit dem inneren Auge Emotionen zu sehn,

dem Wort aus stillem Herzen zuzuhörn,

als würdest du gerade wieder neu geborn

und hättest die Erinnerung verlorn;

aus allem, was du lerntest, so viel Schöneres zu baun,

die Steine alter Wege in das Jetzt zu integriern,

sanft gelösten Schrittes in das Neue zu führn,

die Ferne fremder Schatten in der Nähe zu erspürn;

erkennen, dass der Weg nur in Gedanken existiert

als Strecke, die dir viel zu lang erscheint,

so lange du aus Feigheit stehen bleibst.

 

Jutta Riedel-Henck, 7. Mai 2023