Im Wachzustand lasse ich Begegnungen mit Menschen Revue passieren, in deren Leben ich eine austauschbare Rolle spielen sollte. Ihr Verhalten gleicht dem eines Passagiers, der seine Kabine nicht verlassen will, verliebt in die abenteuerliche Dramaturgie vermeintlich wilder Stürme.

Platons Höhlengleichnis, das ich nie verstanden habe, mag ihnen in der Theorie bekannt sein. Was haben die Menschen nur immer mit ihren Schattenwürfen und Projektoren? Unterhaltungswert im Kabinett narzisstischer Au-/Ego-(t)isten?

Ich habe nichts gegen Egoismus und Selbstliebe. Aus dem Sein heraus kann ich nur ich sein. Wer sonst? Stehen. Aus mir heraus. Ich. Wer sonst? Lieben, aus mir heraus, durch mich, wen sonst?

Der Akt des Liebens ist egoistisch. Das Geliebtwerdenwollen ein Armutszeugnis.

Jutta Riedel-Henck, 9. April 2023

 

aus: Nichtsvertrauen. Werk in der Entstehung. 4. Oktober 2022 – ...