Wir haben uns damit abgefunden und halten das Hässliche für schön. Die Umstände, in welche wir hineingeboren wurden, sind unsere Normalität. Wehe dem, der als hässlich bezeichnet, was mir zum Maßstab meines Lebens geworden ist. Von außen betrachtet ist die sogenannte Komfortzone oft ein Land des Grauens.
Nimmt ein Staat wie die Bundesrepublik Deutschland Flüchtlinge aus Kriegsgebieten auf, mag es diesen zunächst wie ein Schlaraffenland erscheinen, in dem Frieden herrscht. „Uns geht es gut, wir haben mehr als wir brauchen, davon können wir doch etwas abgeben!“ Ist das so? Wie gut geht es uns wirklich?
Aus fernen Ländern kommen Menschen mit offenen Herzen, freundlich und wahrhaftig, hilfsbereit und fürsorglich, die sich eine natürliche Kindlichkeit bewahrt haben, Emotionen nicht hinter Masken verbergen, unmittelbar handeln, wenn sie einen Hilfeschrei hören. Sie leben uns vor, was in Deutschland fehlt. Gemeinsam essen, singen, Miteinander-Sein, Füreinander-Einstehen, aus dem Herzen denken und handeln. Gleichfalls ziehen wir fanatische, gewaltbereite Terroristen an, die grässliche Morde begehen, ohne mit der Wimper zu zucken.
All das, was zu uns kommt, gehört uns, schwingt in Resonanz mit dem, was wir anbieten. Aber nicht wahrhaben mögen als unser eigenes. Was durch wen auch immer geschieht und von uns wahrgenommen wird, will erkannt werden! Uns etwas sagen! Die liebevollen Herzensmenschen wie die Messerstecher halten uns einen Spiegel vor. Die entscheidende Frage ist: Wie gehen wir damit um?
Jutta Riedel-Henck, 29. August 2024
aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...