Die Vorstellung, im Innersten, d. h. in Wahrheit, mit allem, d. h. jedem verbunden, eins zu sein, ist absurd und führt unweigerlich zum Krieg in der Vorstellung, denn wer möchte schon mit dem, was ihm hässliche Gefühle bereitet, verbunden sein?
Es gibt Anleitungen positiven Denkens, die lauten: Suche dir die positiven Aspekte heraus und verstärke sie, mache eine Liste jener Eigenschaften, die dir gute Gefühle bereiten. Handelt es sich dabei um eine Person, die einem großes Leid zufügte bzw. mit welcher leidvolle Erinnerungen verknüpft sind, würde durch Fokussierung auf das Gute alles Negative inaktiviert.
Menschen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, baden gerne im positiven Licht des Betrachters. Sie werden durch liebevolle Fokussierung angezogen, und für eine Weile mag die Energie in der zwischenmenschlichen Beziehung fließen. Wer aber möchte sein Leben lang all seine Kraft aufwenden, gespaltene Persönlichkeiten durch bewusste Energieführung zu beeinflussen? Sie ins Licht zu stellen, damit sie keinen Unsinn treiben?
Diese Art von Er- und Beziehung pflegt und konserviert das Kranke und Gestörte. Denn die gezielte Fokussierung auf das, was uns gute Gefühle bereitet, setzt voraus, dass wir vor negativen Gefühlen fliehen. Das Negative bleibt also aktiv in unserem Bewusstsein, während wir uns mit aller Kraft vorgaukeln, es hinter uns zu lassen. Wir betäuben unser Bewusstsein, sprechen über Unbewusstes, ohne zu merken, dass allein der Gedanke, etwas sei unbewusst, Teil unserer Vorstellung ist und bleibt. Also keinesfalls weg ist.
So entledigt sich der Mensch seiner Verantwortung im Umgang mit Gefühlen, die abhängig bleiben von jenen Bedingungen, welche in seiner Vorstellung, dem Gedächtnis fest verankert sind. Er funktioniert gemäß seiner frühesten Konditionierung, einem Ur-Programm als Folge der ersten Interpretation von Schmerz als etwas, das böse sei.
Was ist böse? Gibt es das Böse?
Das Böse ist eine Illusion und existiert nur in der Vorstellung, der Fantasie des Menschen.
Alles Leid der Welt ist ein Produkt der menschlichen Fantasie! Leid ist hausgemacht, persönlich. Und jede Person kann nur durch sich selbst denken und fühlen.
Diese banale Erkenntnis gilt es zu lehren und verbreiten! Dass jeder Einzelne, ausnahmslos, sofort und auf der Stelle seine Waffen fallen lässt, die Klappe hält, um für einen Moment, einen einzigen Moment still zu sein, wahrhaft still! In Gedanken.
Wer glaubt, er hätte das längst getan, um weiterhin gefangen zu sein, hat es nicht getan, er glaubt es nur.
Jutta Riedel-Henck, 23. Oktober 2023
aus: Die Liebe ist bedingungslos ... alles andere ist Täuschung. 6. August 2023 - ...