Wenn uns etwas nervt bzw. auf die Nerven geht, sind wir eine Fliege im Zimmer, die trotz geöffneter Fenster den Ausgang meidet.
In Jobcenter, Bundeskanzleramt, Künstleratelier oder Übezelle des Konservatoriums findet die Neurose ihren Ausdruck. Keiner will seinen Job, d. h. seine bezahlte und gefeierte Neurose verlieren. Im gesamten Gesundheits- bzw. Krankheitssystem steht die Pflege der Neurose im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Die dicken Brummer lassen sich nicht fangen, die kleinen hauen sich gegenseitig platt oder landen in der Honigfalle. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie werden von ihrem eigenen Mist magisch angezogen.
Fliegen in meinem Zimmer fange ich mit dem Becher und setze sie lebend vor die Tür. Die dicken Brummer mögen keine Zugluft. Sie verlassen das Haus von selbst, wenn ich alle Fenster öffne und abwarte. Das Wedeln mit einem Handtuch erspare ich mir inzwischen.
Und der Mist? Der Name meines Verlags ist Programm: Er landet auf dem Komposthaufen.
Jutta Riedel-Henck, 9. September 2024
aus: Jutta Riedel-Henck. Musikempfinden: Das Lied der stummen Seele. 30. Juli 2024 – ...